Grundlagen des Arzneimittelsystems in Österreich

shutterstock/NkAndrMedikamenten kommt ein wichtiger Stellenwert in der medizinischen  Versorgung zu. Doch wie kommen die Medikamente zu den Patientinnen und Patienten, die sie benötigen? Welche Regelungen und Prozesse sind dafür verantwortlich, dass Medikamente auf den Markt gebracht werden dürfen? Unter welchen Voraussetzungen dürfen sie verschrieben und in der Apotheke auf Kosten der Sozialversicherung abgegeben werden?​​​​​​ In diesem Vertiefungsmodul wird Patientinnen und Patienten Einblick in das Arzneimittelsystem in Österreich vermittelt. Der Kurs besteht aus einem Präsenztermin und drei Webinaren und umfasst die Themen Forschung und Entwicklung und Zulassung, Zugang und Leistbarkeit von Arzneimitteln, Preisgestaltung und Kostenerstattung, Lieferengpässe, Polypharmazie und vernünftiger Einsatz von Medikamenten.

Das österreichische Arzneimittelsystem wird vor dem Hintergrund des europäischen und internationalen Rahmens beleuchtet. Auch weitere Gesundheitsprodukte wie Medizinprodukte werden angesprochen. Neben Wissensvermittlung und Kompetenzentwicklung dient das Vertiefungsmodul auch dazu, gemeinsam zu diskutieren, Erfahrungen auszutauschen und zu bearbeiten, wie und wo es Bedarf und Möglichkeiten zum Einbezug von Patientinnen und Patienten gäbe. Ausgewählte Themen können vertieft und interaktiv bearbeitet werden.

Referentinnen:

Mag.a Dr.in Sabine Vogler: Leiterin der Abteilung „Pharmaökonomie“ an der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) und Leiterin des an der Pharmaökonomie angesiedelten WHO-Kooperationszentrums für Arzneimittelpreisbildung und -erstattung. Sabine Vogler forscht seit 25 Jahren zum Arzneimittelsystem in Österreich und in anderen Ländern und arbeitet an Themen wie Medikamentenpreise, leistbarer Zugang zu Arzneimitteln und Fragen der Arzneimittelpolitik.

Dr.in Katharina Kieslich: Seit 1. August dieses Jahres arbeitet sie in der Abteilung Pharmaökonomie an der GÖG und hat eine langjährige Berufserfahrung im Bereich Arzneimittelpolitik, Priorisierung im Gesundheitswesen und Patient:innenbeteiligung. Davor hat sie lange Jahre im Bereich Gesundheits- und Arzneimittelpolitik geforscht und gelehrt, zuletzt an der Universität Wien und davor am King’s College London. Im Rahmen ihrer Tätigkeit am King’s College London war sie u.a. für Patient:innenschulungen und Capacity Building im Bereich Public Health zuständig und war dort intensiv in einem Netzwerk von Patient:innenorganisationen in Süd-London engagiert. Sie ist promovierte Politikwissenschaftlerin; im Rahmen ihrer Promotion führte sie eine Vergleichsstudie der Health Technology Assessment Systeme in England und Deutschland durch und führte dafür u.a. Interviews mit Patientenvertreter:innen in beiden Ländern durch.

Inhalte:

Teil 1: Komplexes Arzneimittelsystem - auf den Punkt gebracht

Dieser Termin leitet als Auftakt das Vertiefungsmodul mit einem Überblick über die Grundlagen des österreichischen Arzneimittelsystems ein. Die Inhalte umfassen: Ziele der Arzneimittelpolitik, zentrale Akteurinnen/ Akteure und ihre Aufgaben sowie (gesetzliche) Rahmenbedingungen in Österreich und auf EU-Ebene. Anhand der unterschiedlichen Phasen, die ein Arzneimittel durchläuft (vor und nach der Zulassung, vor und nach Markteintritt) werden unterschiedliche Rechtsrahmen, regulatorische und Politikmaßnahmen und die Rolle der Patientinnen und Patienten beleuchtet und somit eine Basis für die zentralen Themen des Kurses geschaffen.

Teil 2: Medikamente - zu jedem Preis?

In diesem Webinar stehen die Medikamentenpreise im Fokus: Teilnehmer:innen erhalten zentrale Fakten und Informationen hinsichtlich folgender Fragen: Ist Österreich ein Hoch- oder Tiefpreisland? Wie haben sich die Medikamentenpreise über die Jahre entwickelt? Was ist die Aufgabe der Preiskommission, der Heilmittelevaluierungskommission und des neuen Bewertungsboards? Das Webinar ermöglicht den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu verstehen, wie Arzneimittel (neue patentgeschützte und Generika und Biosimilar-Medikamente) zu ihrem Preis kommen und welche Kriterien dabei angewandt werden. Die Teilnehmer:innen erhalten auch Einblick und Grundkenntnisse, wo Informationen zu Medikamentenpreisen zu finden sind und wie sie diese interpretieren können.

Teil 3: Wenn Patientinnen und Patienten Medikamente nicht erhalten

Zugänglichkeit zu Medikamenten ist für Patientinnen und Patienten weltweit ein Problem, auch in Österreich können Patientinnen und Patienten damit konfrontiert sein. Was sind die Gründe dafür, dass das verschriebene Arzneimittel in der Apotheke nicht lieferbar ist, dass es nicht bewilligt wurde oder womöglich nicht in Österreich auf den Markt gebracht wurde? Die Teilnehmer:innen lernen in diesem Webinar über die unterschiedlichen Ursachen für Nicht-Verfügbarkeit von Medikamenten und prüfen im Rahmen einer Gruppenarbeit, was Patientinnen und Patienten sowie weitere Akteurinnen und Akteure je nach Situation an Gestaltungs- und Lösungsmöglichkeiten haben.

Teil 4: Herausforderungen der Zukunft begegnen

Dieses Abschluss-Webinar rundet die Kursreihe ab und legt den Blick in die Zukunft. Welche Ansätze gibt es, die aktuellen Herausforderungen im österreichischen Arzneimittelsystem anzugehen, um Patientinnen und Patienten fairen und nachhaltigen Zugang zu den Arzneimitteln zu ermöglichen, die benötigt, sicher und leistbar sind? Welche Rolle kann dabei den Patientinnen und Patienten zukommen? Welche Voraussetzungen müssen im Gesundheitssystem gegeben sein, um Patientinnen und Patienten einzubinden? Welche Kompetenzen benötigen Patientinnen und Patienten, um aktiv mitzuwirken? Es wird eine Grundlage für allfällige weitere Schritte im Sinne der Patienteneinbindung erarbeitet.