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Selbsthilfe

Selbsthilfe in Österreich

Gemäß der ersten und bisher einzigen umfassenden Bestandserhebung des österreichischen Selbsthilfefeldes aus dem Jahr 2008 existieren ca. 1.700 Selbsthilfegruppen und -organisationen in Österreich. Gemeinschaftliche Selbsthilfe in Österreich ist auf drei Ebenen (regionale Ebene, Landes- und Bundesebene) und in drei Formen (Selbsthilfegruppen, Selbsthilfeorganisationen, Selbsthilfeunterstützungseinrichtungen) organisiert.

Grafik "Selbsthilfe in Österreich"Verzeichnisse

Leistungen der gemeinschaftlichen Selbsthilfe

Im Zuge des Projekt "Selbsthilfe steht für Leistung" erstellte ÖKUSS gemeinsam mit dem ÖKUSS-Selbsthilfe-Projektbeirat eine Übersicht der Leistungen der gemeinschaftlichen Selbsthilfe in Österreich im Kontext des österreichischen Sozial- und Gesundheitssystems. Das Leistungsportfolio enthält Leistungen, welche systemunterstützend für das Gesundheitssystem wirken, und solche, welche zur Gestaltung und zum Funktionieren einer Selbsthilfeorganisation beitragen. Die Leistungen wurden thematisch in sieben Leistungskategorien eingeteilt:

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  1. Öffentlichkeitsarbeit
  2. zielgruppengerechte Weitergabe von erkrankungsspezifischen Erfahrungs- und Fachwissens
  3. Vernetzung, Kooperation und Interessenvertretung
  4. Beratungs- und Serviceleistungen
  5. Erfahrungsaustausch und sozialer Austausch
  6. Vereinsorganisation und -verwaltung
  7. Fundraising

Ergebnisbericht "Selbsthilfe steht für Leistung"

Funktionen der gemeinschaftlichen Selbsthilfe

Selbsthilfegruppen als wechselseitige Unterstützung

Zentrales Element von Selbsthilfegruppen ist die wechselseitige Unterstützung der Teilnehmer:innen. Sie stellt einen wichtigen Beitrag zur sozialen Integration Betroffener und Angehöriger dar. Die Teilnahme an Selbsthilfegruppen ist freiwillig und setzt die Bereitschaft zur Mitarbeit voraus.

Selbsthilfeorganisationen als komplementäre Dienstleister durch individuelle Unterstützung

In dieser Funktion erbringen erfahrene Betroffene oder Angehörige Informations- und Beratungsleistung für andere Betroffene oder Angehörige. Einzelne Selbsthilfeorganisationen richten zum Beispiel Rehabilitationswochen für Gruppen unter Mitwirkung von Fachkräften und Feriencamps aus.

Selbsthilfeorganisationen als kollektive Interessenvertretung

Durch den Erfahrungsaustausch und die Beratung einzelner Betroffener oder Angehöriger sind in Selbsthilfegruppen wertvolles Erfahrungswissen und Betroffenenkompetenz vorhanden. Das kann zur wechselseitigen Unterstützung der Teilnehmer:innen genutzt werden und um durch Interessenvertretung und Öffentlichkeitsarbeit in das sozial- und gesundheitspolitische Umfeld hineinzuwirken. 

Gemeinschaftliche Selbsthilfe in der Gesundheitsförderung

Selbsthilfegruppen und -organisationen leisten damit einen Beitrag zu den Handlungsfeldern der Gesundheitsförderung, wie sie in der Ottawa-Charta der Gesundheitsförderung deklariert ist:

  • Unterstützung gesundheitsbezogener Gemeinschaftsaktionen: Erfahrungsaustausch und wechselseitige Unterstützung in der Selbsthilfegruppe
  • Entwicklung persönlicher Kompetenzen: durch den wechselseitigen Austausch in Selbsthilfegruppen erfolgt soziales und fachliches Lernen. So wird Wissen generiert, das zur persönlichen Entwicklung und der Stärkung praktischer Kompetenzen für die Alltagsbewältigung beiträgt.
  • Schaffung gesundheitsfördernder Lebenswelten und die Reorientierung von Gesundheitsdiensten: Verbesserungsmöglichkeiten in der Gesundheitsversorgung werden aufgezeigt, das Erfahrungswissen wird in gesundheitspolitische Entscheidungen eingebracht.

Selbsthilfegruppe und -organisationen haben daher eine Schlüsselrolle in der Gesundheitsförderung.

Gemeinschaftliche Selbsthilfe und Patientenbeteiligung in Österreich 

Wissen zu Selbsthilfe

Vier Personen sitzen im Kreis und führen ein Gespräch, dargestellt durch Sprechblasen. Eine Person hält ein Klemmbrett, während die anderen aufmerksam zuhören und sich austauschen.